Auszug aus meinem Buch "Das urzeitliche Heilprinzip"

Eßbare Wildkräuter
Die hier erwähnten Pflanzen stellen nur einen Teil der eßbaren Kräuter dar, die unseren Speiseplan bereichern. Bei einigen Pflanzen haben wir zusätzlich noch eine gewisse "Arzneiwirkung". Sie sollen deshalb nicht bevorzugt in den Speise-plan mit aufgenommen werden. Ihre Berücksichtigung trägt aber dazu bei, unseren Körper rundum gesund zu erhalten. Auf eine erken-nungsdienliche Beschreibung der Pflanzen wurde verzichtet, da Sie am Anfang ihrer Sammeltätigkeit einen geeigneten Pflanzenführer mit hinzuziehen sollten. Verwenden Sie dabei einen Pflanzenführer mit gezeichneten Bildern. Zeichnungen haben gegenüber Photos den Vorteil, daß die wichtigen Erkennungsmerkmale herausgearbeitet sind. Bei der Familie der Doldenblütler verlassen Sie sich besser nicht auf einen Bildvergleich. Bevor Sie zu ihrer ersten selbständigen Kräuterexkursion aufbrechen, sollten Sie besser an einer Kräuterführung teilnehmen. Erweisen Sie sich bei der Führung nicht nur als guter Zuhörer; stellen Sie auch die für Sie wichtigen Fragen, wie z.B. nach den typischen Erkennungsmerkmalen, nach der Möglichkeit einer Verwechslung und danach, welche giftigen Pflanzen es in dieser Pflanzenfamilie vielleicht gibt!
Zum Aufbewahren der Kräuter eignet sich ein großes Glas mit Schraubdeckel. Wenn Sie noch ein paar Wassertropfen in das Glas hineinträufeln, halten sich darin die Kräuter bis zu 3 Tage frisch. Schonen Sie beim Sammeln die Pflanzen soweit als möglich. Das verlangt schon der Respekt vor der Natur. Stehen die Pflanzen in lockeren Beständen, dann pflücken wir von jeder Pflanze nur wenige Blätter ab. Wurzeln werden nur dann ausgegraben, wenn eine hohe Bestandsdichte vorhanden ist. Messer und Schere bleiben beim Sammeln zuhause. Eine Schnittwunde heilt wesentlich schlechter als eine Rißwunde. Wer hat das nicht schon am eigenen Leib erfahren.
Nehmen Sie von ihrer Exkursion immer mal wieder Wildkrautsamen mit nach Hause und sähen Sie diese in Ihrem Garten aus. Manchmal lassen sich so schmackhafte Wildpflanzen direkt vor der Haustür ansiedeln.
Werden Sie beim Sammeln nicht leichtsinnig! Giftpflanzen haben weder einen besonderen Giftgeschmack, noch sind sie unbedingt bitter. Leider muß ich immer wieder von so gebrannten Kräutersammlern hören. Manche Menschen unterliegen der falschen Annahme: was schmeckt, eignet sich auch zum Verzehr. Ein Irrtum, dem nicht nur der Schlechtkostesser unterliegt. Herbstzeitlose, Fingerhut, Sumpfdotterblume, Wolfsmilch, Aronstab, Maiglöckchen usw. wären für manchen Gaumen wohlschmeckende Pflanzen. Entzündet der Aronstab bereits nach ein bis zwei Minuten ein heftiges Nadeln im Mund, bereitet die Wolfsmilch erst nach drei bis vier Stunden ein äußerst unangenehmes Kratzen im Hals. Diese Reaktionen sind immer noch harmlos im Vergleich zum Maiglöckchen, dem Fingerhut, der Herbstzeitlose, der Tollkirsche oder dem Schierling, um nur einige zu nennen, die in entsprechender Menge auch den Tod zur Folge haben. Wer einmal damit begonnen hat, Wildkräuter zu essen, kann giftige Pflanzen besser tolerieren, was aber nicht heißen soll, leichtsinnig werden zu können. Deswegen meine dringende Bitte: auch das Essen von Wildkräutern soll immer mit Kopf und Verstand geschehen!

Giftpflanzen kommen häufig in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und bei den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) vor. Vorsicht ist auch bei Pflanzen mit einer parallelnervigen Blattstruktur geboten. Dazu gehören z.B. das Maiglöckchen, die Herbstzeitlose oder der Weiße Germer. Die heimischen Pflanzenfamilien wie Lippenblütler (Lamiaceae), Kreuzblütler (Brassicaceae), Nelken-gewächse (Scrophulariaceae), Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae), Ampfer- und Knöterichgewächse (Polygonaceae) weisen nur wenige Giftpflanzen auf und diese bereiten nicht unbedingt ernsthafte Probleme, sofern sie nicht in großer Menge gegessen werden. Die Kornrabe stellt bei den Nelkengewächsen eine Ausnahme dar. Wer sich durch eine Pflanze vergiftet glaubt, soll drei bis sechs Teelöffel Heilerde einnehmen. Bei schweren Vergiftungserscheinungen ist unverzüglich bei der Giftnotfallzentrale Rat einzuholen und nicht beim Hausarzt.
Wer sich beim Essen von Wildkräutern besonnen verhält, hat nichts zu befürchten.

Geschmacklich variieren die Pflanzen mal mehr oder weniger. In seltenen Fällen ändern die Pflanzen an bestimmten Tagen komplett ihren Geschmack. Bei der Pfefferminze habe ich schon zweimal erlebt, daß sie bitter schmecken kann. Die Knoblauchsrauke erweist sich hier sogar als wahrer Wandlungskünstler. Wenn ich die Kräuter für zuhause sammele, teste ich vor der Ernte immer das Aroma, nämlich ob es mir heute auch gefällt. Wenn eine Pflanze Widerwillen erzeugt, wird sie nicht gegessen; ungeachtet ihres angeblichen Gesundheitswertes.

In früherer Zeit wurden die meisten Wildpflanzen nur bis zum 24. Juni (Johannestag) gesammelt. Danach wurden die Pflanzen als giftig bezeichnet. Zu weit hergeholt, wenn auch etwas übertrieben, war diese Behauptung nicht. Nach Johannes stellen viele Pflanzen ihr Wachstum ein. Nach Abschluß der Wachstumsphase wird in den Blättern der Pflanze ein Stoff gebildet, der eine Enzymblockade im Verdauungstrakt der Pflanzenfresser bewirkt. Junge Blätter schmecken deshalb immer besser als die alten Blätter. Aber auch die Ernte und der Transport wirken sich auf die Bildung von Enzymhemmern aus. Frisch gegessen schmecken die Pflanzen deswegen besser, als wenn wir sie erst mit nach Hause nehmen. Wachsen die Blätter nach der Ernte wieder nach, sind sie, solange die Wachstumsphase anhält, wieder frei von Enzym-hemmern. Manche Pflanzen fangen erst nach Johannes an zu wachsen. Also keine Sorge, es steht immer genügend Grünzeug zur Verfügung. Schwierig wird die Versorgungslage in Deutschland mit Grünpflanzen in der Zeit vom ersten anhaltenden Frost bis Anfang März.

Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)
Auf mageren Wiesen, in manchen Gärten, auf dem Rasen und auf begrasten Waldwegen findet sich der dunkelblaue oder violette Lippenblütler recht häufig. Die jungen Blätter geben einen guten Salat und aus den Blüten sammeln die Bienen viel Honig. In Gärten eignet sich die Pflanze auch zum Einfassen von Rabatten. Ihren Namen erhielt die Pflanze, weil man sie in früherer Zeit zur Behandlung der sogenannten Halsbräune einsetzte, ein heute nicht mehr bekanntes Krankheitsbild. Krankheitsbilder haben auch ihre Zeit. Wir finden die Pflanze über die gesamte frostfreie Zeit, wobei sie nie gänzlich verschwindet.

Breit- Mittlerer- und Spitzwegerich (Plantago major, moyen und lanceolata)
Alle Arten wachsen in Grasgärten, an Wegen und auf trockenen Weiden. Der Breitwegerich wächst auf verdichteten Böden, weshalb wir ihn meist dort finden, wo Menschen unbefestigte Wege passieren. Die Indianer bezeichneten ihn aus diesem Grund als die Fußspur des weißen Mannes, durch welchen er nach Amerika eingeschleppt worden ist. Es wird behauptet, daß der Breitwegerich nach Amerika eingeschleppt wurde, weil der Same an den Schuhen der Einwanderer klebte. Ich glaube eher, daß die Seefahrer den Samen als nahrhaften Proviant mit sich führten.
Alle Wegeriche werden vom Weidevieh gerne gefressen, und der Samen des Breitwegerichs liefert den Vögeln ein gutes Futter. Unter der Bezeichnung Flohsamen wird ein Produkt einer indischen Wegerichart in den Reformhäusern als Verdauungshilfe angeboten. Wir verwenden dazu den Samen des Breitwegerichs, der uns kostenfrei zur Verfügung steht. Haben die Kinder erst einmal den angenehm nach Nuß schmeckenden Samen entdeckt, essen sie ihn immer wieder gerne. Die Samen werden schmackhaft, sobald sich die Ähre mit den Fingern problemlos abstreifen läßt.
Die Blätter der Wegerichgewächse sind allgemein kräftigend. Geschmacklich erinnern die Pflanzen an Champignon.
Immer wieder wird die gute Wirkung bei Insektenstichen gelobt, wenn wir etwas von dem zuvor zerkauten Kraut auf die Stichstelle legen. Selbst bei einem Bienenstich läßt der Schmerz sofort nach.
Vorzüglich ziehen Breitwegerichblätter, auf Geschwüre gebracht, den Eiter, wie ich das schon mehrmals beobachten konnte.
Der im nördlichen Deutschland auf salzigem Boden und an Meeresufern vorkommende Meerstrandwegerich (P.maritima) wurde früher von der Bevölkerung wie Salat und Kohl gegessen. Die Wegerichgewächse finden wir bis zur kalten Jahreszeit.

Giersch oder Geißfuß (Aegopodium podagraria)
Die Pflanze wächst bevorzugt an leicht beschatteten Stellen, an Wald-rändern und zwischen lichten Hecken. Ihr Wurzelwerk bildet ein weit verbreitetes Netzwerk, und durch sein freudiges Wachstum ist der Giersch der Alptraum eines jeden Kleingärtners. In früherer Zeit galt Giersch als das Gemüse der armen Leute. Der Geschmack der jungen Blätter erinnert an Sellerie und Petersilie, weshalb sie auch als Salat-würze taugen. Ziegen und Hühner fressen das Kraut sehr gerne. Der Giersch diente früher zur Behandlung der Gicht, woraus sich sein Name ableitet (Giersch – Gicht - Geißfuß) und ihn als Heilpflanze ausweist.
Laut Literatur hat der Giersch einen Eiweißanteil von 7 %. Das möchte ich nicht ganz glauben, denn sein Saft hat keine klebrige Eigenschaft. Dennoch gehört der Giersch zu den wertvollen Gemüse-pflanzen. Sind die Blätter rauh und hart geworden, mähen wir die Pflanze ab, worauf sich schnell neue Blätter bilden. Vom zeitigen Frühjahr bis zum ersten Frost bleibt uns der Giersch so als wohl-schmeckendes Kraut erhalten. Sein Geschmack, die Blattform und sein typisches Auftreten dürften ihn unverwechselbar machen. Der unsichere Sammler könnte ihn mit den jungen Blättern des Bärenklau und dem Engelwurz verwechseln.

Heckenkleber (Galium aparine),
auch Kletten-Labkraut genannt. Er findet sich stellenweise als sehr lästig empfundenes Kraut auf nährstoffreichen Böden, wo er die anderen Pflanzen zu überwuchern droht. Nicht selten entdecken wir ihn an schattigen Stellen mit der Brennnessel vergesellschaftet. An seinen Blättern sind rückwärts gebogene kleine Häkchen, mit denen es sich an allen Gegenständen anhängt. Das Kraut wird vom Vieh gerne gefressen, hingegen sollen es Pferde unberührt stehen lassen. Klein gehackt gibt es ein sehr gutes Futter für junge Gänse. Die Wurzel dient zum Rotfärben, während man den Samen geröstet als Kaffeesur-rogat benutzen kann. Der aus dem Kraut gepreßte Saft hat auflösende und harntreibende Kräfte, die namentlich in der Wassersucht gute Dienste leisten. Bei Ohrenweh stopfte man es sich früher in die Ohren. Das Kraut, zusammen mit dem sogenannten Schmeer zerstoßen und aufgelegt, soll angeblich Geschwüre und Fleischgewächse zerteilen. Zum Essen verlangen die rauhen Borsten des Heckenklebers etwas Hornhaut auf der Zunge, wogegen er sich zum Auspressen von Säften vorzüglich eignet und immer mit berücksichtigt werden soll. Mitte Juli beginnt die Pflanze bereits zu welken.

Labkraut (Galium verum und mollugo)
Das gelbblühende Labkraut, auch echtes Labkraut genannt, taucht im Sommer die Wiesen in einen wohlriechenden Honigduft. Die Blüten eignen sich zum Gelbfärben. Früher hat man den Chester-Käse damit gefärbt. Die Wurzeln, wenn sie im Frühling oder Herbst gesammelt und in Bier gekocht werden, eignen sich zum Rotfärben des Wollgarns. Die davon fressenden Tiere bekommen angeblich rote Knochen. Die im Kraut enthaltenen Fermente können zum Gerinnen der Milch benutzt werden, weshalb es manchmal anstelle des Labs zum Käsemachen verwendet wird, woraus sich auch der Name der Pflanze herleitet. Früher galt das Kraut als das vorzüglichste Mittel gegen die Fallsucht. Heute findet die Pflanze arzneilich keine Anwendung mehr. Essen können wir die Pflanze nur im Frühjahr, da ihre Stengel schnell verholzen.

Das weißblühende Labkraut (Wiesen-Labkraut) ist im Aussehen dem gelben sehr ähnlich. Die quirlständig angeordneten Blättchen sind ein wenig breiter und die Stengel verholzen nicht. Das Wiesen-Labkraut findet sich auf fast jeder Wiese. Geschmacklich paßt das Kraut zu allen Salaten. Die Sammelzeit liegt vor und nach der Blüte. In klimatisch günstigen Lagen finden wir das Kraut bis in den Winter hinein. Die Familie der Labkräuter umfaßt einige Arten. Lediglich der Waldmeister eignet sich nicht zum Verzehr, schon seines harten Blattes wegen.

Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Häufig ist er als Wildkraut im Garten oder sogar im Rasen anzutreffen. Dort sollte man ihn freudig begrüßen und nicht etwa als störendes „Unkraut“ ausrupfen.
Jung geben die feinen Blätter einen angenehmen Salat und ein gesundes Gemüse, weshalb man ihn oft in Gärten pflanzt und wie Endivie behandelt. Schafe, Ziegen, Hasen, Hühner usw., sie alle fressen ihn sehr gern. Die Blüten werden häufig von Bienen besucht. Der Löwenzahn wirkt auflösend und stärkend auf die Schleimhäute, namentlich auf Lunge, Leber, Darmkanal und Harnwerkzeuge. Er dient besonders bei atonischer Schwäche im Magen und Darmkanal, in der Leber und anderen Verdauungsorganen, welche nach akuten Krankheiten in diesen Organen zurückbleibt.
Gebraucht man ihn zur Frühlingskur als blutreinigendes Mittel, so trinkt man täglich vier Eßlöffel des aus der ganzen Pflanze gepreßten Safts, mit etwas Anis- oder Fenchelwasser. Soll der Erfolg ein günstiger sein, so muß die Kur wenigstens vier bis fünf Wochen regelmäßig fortgesetzt werden. Zum Essen wenig geeignet ist er zur Zeit der Blüte, kann aber danach wieder fleißig gesammelt werden. Der Löwenzahn ist die am meisten gesammelte aber auch am häufigsten verwechselte Wildpflanze. Seine Sippe ist sehr artenreich und ähnliche Blätter besitzen noch andere Gattungen seiner Familie. Eine Gefahr bei einer Verwechslung besteht nicht.

Malve (Malva neglecta und sylvestris)
Alle Teile der Pflanze sind stark schleimhaltig. Wegen ihres hohen Schleimgehaltes eignet sich die Malve vorzüglich als reizmilderndes Mittel bei Schleimhautentzündung des Magens, des Halses und bei Husten, der zur Heiserkeit führt. Auf entzündete, hartnäckige Geschwüre legte man früher das zerstoßene Kraut, dann wurde das Gewebe weich und schmerzlos. Die sehr nährende Wurzel kann sogar zu Brot verbacken werden. In China wurden die Blätter als Salat
gegessen. Wenn man die Blätter der Malve abkocht, erhält man auf Leinwand eine grüne Farbe und von den Blüten eine rötliche Farbe. Finden wir einen Malvenbestand als Monokultur vor, liegt der Verdacht einer Bodenverunreinigung durch die Landwirtschaft nahe. Das betrifft auch den Löwenzahn, den Ackerschachtelhalm, das Kleine Weidenröschen und die Ackerwinde.

Nachtkerze (Oenothera biennis)
Die Pflanze wird bei uns gegenwärtig überall an trockenen Stellen angetroffen. Bevorzugt an Bahndämmen und Schutthalten. Erst in den Abendstunden öffnet sie ihre gelben Blüten, die bereits mit dem ersten Sonneneinfall zu welken beginnen. Im Winter gibt die Wurzel in Scheiben geschnitten einen gesunden Salat. Dazu wird die Wurzel bereits im Spätherbst des ersten Jahres herausgenommen und in feuchten Sand gelegt, sonst verholzt sie und ist nicht mehr zu gebrauchen. Dreht man die reifen Samenhülsen unter Druck zwischen Daumen und Zeigefinger, gewinnt man ihren eßbaren Samen, dessen Öl gegen Neurodermitis in Reformhäusern verkauft wird. Die Blüten werden ihres lieblichen Geschmacks wegen gerne von Kindern gegessen. Wer im Sommer ihren Samen aussäht, kann in der kalten Jahreszeit die kleinen Blattrosetten wie Feldsalat essen.

Brennnessel (Urtica urens und dioica)
Lange hielt man diese überall wachsende Pflanze für ein bloßes Unkraut und achtete die wertvolle Pflanze nicht. Heute aber weiß man um ihren mannigfachen Nutzen und schätzt sie höher ein. Grün und gedörrt war sie früher ein vorzügliches Futter für Milchkühe und Schafe, weshalb ihr Anbau auf schlechten Äckern sehr empfehlenswert war, zumal sie jährlich dreimal gemäht werden konnte und den Boden verbesserte. Jung ist die Brennnessel für Gänse und Enten sehr nahr-haft, und auch für den Menschen sind die jungen Sprossen, als Salat gegessen, eine gesunde Nahrung.
Ist der Samen reif und beginnen die Stacheln schwarz zu werden, so schneidete man die Pflanze ab, röstete sie und machte aus ihren Fasern die dauerhaftesten Taue, Stricke, Netze, Leinwand usw. In der Piecardie in Frankreich fertigte man früher ein sehr feines Gewebe daraus, brachte es unter dem Namen Nesseltuch in den Handel, weshalb verschiedene andere feine Stoffe danach benannt sind. Füttert man Pferden nur acht Tage eine kleine Menge Nesselsamen, so werden sie angeblich sehr kräftig und schön, was von pfiffigen Pferdehändlern früher als Geheimnis gehütet wurde. Die Pferde sollen auch munter davon werden und die Samen eine wahre Arznei für sie sein.
Der ausgepreßte Saft dient beim Menschen vorzüglich als auf-lösendes und blutreinigendes Mittel, namentlich bei Engbrüstigkeit, Schleimhusten, Hautkrankheiten, Allergien und Anämien. Besonders zur Frühlingskur sind drei mal täglich 50ml des ausgepreßten Saftes ein gutes Mittel, um Heuschnupfen und anderen Allergien vorzubeugen.
Brennnesseltee und Brennnesselsaft sind nicht als gleichwertig zu betrachten, weshalb sie den Tee ruhig zur Seite legen können. Die Brennnessel sollte eigentlich bei keinem Blatt-Salat fehlen. Mit Essig und Öl übergossen, verliert sie schnell ihre nesselnde Eigenschaft und gibt dem Salat aus dem Supermarkt wenigstens etwas Geschmack. Wer Angst vor ihren Nesseln hat, kann Sie auch in eine Plastiktüte packen und dann fest durchwalken. Dadurch brechen ihre Brennhaare ab und Sie haben nichts mehr zu befürchten.
Wenn wir die Brennnessel auspressen, entsteht ein klebriger Schaum, was auf ihren hohen Eiweißgehalt hinweist.
Finden sich an geschützter Stelle zur Weihnachtszeit junge Brenn-nesseltriebe, so werden wir uns ewig daran erinnern, wenn wir sie berühren. Zu dieser Zeit ist die Nesselwirkung sehr stark ausgeprägt.
Ein Absud des Krautes und der Wurzel ergibt eine gelbliche Farbe, mit der man früher in Schweden die Eier färbte.

Odermennig (Agrimonia eupatoria)
Die Pflanze schmeckt im Frühjahr angenehm aromatisch und mit der Blüte kommen noch gelinde Gerbstoffe hinzu. Wegen dieser Eigen-schaft wurde die Pflanze früher bei Schlaffheit des Darmkanals verwendet. Odermennig galt früher als vorzügliches Wundmittel und wurde bei Heiserkeit gepriesen (Kraut der Redner und Sänger). Aber auch bei Lebererleiden wurde sie hoch geschätzt. Der Volksmund hat ihr, der klettenartigen Früchte wegen, auch den Namen Leberklette gegeben. Legen wir uns im Frühjahr eines der wohlduftenden Blätter in den Mund, (nicht zerkauen) und lassen das Aroma auf uns wirken, spüren wir im Leberbereich ein wohltuendes Gefühl.
Bekannte Ärzte, wie z.B. R.F. Weiß, sahen die Leberwirkung in den kräftigen Bitterstoffen, die sie der Pflanze andichteten. Die Ärzte scheinen die Pflanze selbst nie versucht zu haben, denn der Odermennig hat keine Bitterstoffe.
Vor dem Öffnen der Blüten geben die Blätter und Stengel eine dunkelgelbe Brühe. Wird die mit Wismut vorbereitete Wolle darin getränkt, erhält sie eine schöne dauerhafte, goldgelbe Farbe. Durch Destillation bekommt man aus dem Kraut ein wohlriechendes Wasser und ätherisches Öl. Die Fruchtstände werden gerne von Rehen gefressen und so sucht man ihre Früchte an Waldrändern oft vergeblich. Zum Verzehr eignen sich die Blätter vor der Blütezeit. Mit zunehmendem Alter bekommen die Blätter eine feste und zähe Konsistenz.

Schafgarbe (Achillea millefolium)
In Deutschland überall an Wegen und auf Wiesen wachsende Pflanze, die manchmal bis in den Winter fort blüht. Vorwiegend weiß. Hin und wieder finden wir auch eine Spielart mir rosa Blüten. Die jungen Pflänzchen im Frühjahr schmecken mild. Mit zunehmendem Alter entwickelt die Pflanze immer mehr Bitterstoffe, mit dem höchsten Anteil zur Blütezeit. Parallel dazu entsteht ein Kampfergeschmack, der von ihrem ätherischen Öl herrührt. Früher zählte die Pflanze zu den kräftigsten Arzneimitteln. Schätzen können wir die Pflanze bei Darmkoliken. Sogar und besonders Säuglingen kann man mit der Schafgarbe bei Darmkoliken helfen. Dazu pressen wir mit einem Messer aus der Pflanze etwas Saft und geben dem Säugling 4 Tropfen davon auf die Zunge. Allgemein wird die Pflanze empfohlen bei Verdauungsstörungen, Leber und Gallenleiden, Blutflüssen und bei innerlichen Geschwüren sowie äußerlich als Wundmittel. Als Tee getrunken wurde sie gegen die zu stark fließende „goldene Ader“ (Hämorrhoiden) gepriesen. Ein Tee von Schafgarbe und Kamille soll Kinder stärken, welche nachts das Wasser nicht halten können. Es bleibt jedem selbst überlassen, solche Empfehlungen auszuprobieren. Schaden wird es wahrscheinlich nicht.
Der ausgepreßte Saft wird zur Frühlingskur benutzt: zwei bis drei Eßlöffel täglich davon genommen, wirkt der Saft kräftigend und etwas urintreibend und hilft zum Kraftaufbau in der Rekonvaleszenz.
Zum Verzehr nehmen wir die Blätter der Pflanze vor der Blütezeit. Danach ist sie sehr bitter. Der Bitterstoff der Schafgarbe wird merkwürdigerweise von den Menschen als angenehm empfunden, die das Bittere am Löwenzahn nicht mögen. Wer umgekehrt seine Vorliebe im Löwenzahn findet, mag in der Regel die Scharfgabe nicht. Eine Handvoll Schafgarbe dem Kopfsalat beigegeben, gibt dem Salat ein gutes Aroma. Kinder mögen die Scharfgabe im allgemeinen nicht, weil ihnen das fein gefiederte Blatt leicht im Halse hängen bleibt.

Vogelmiere (Stellaria media)
Die Pflanze wächst bevorzugt in Gemüsegärten und an teilbeschatteten Stellen, wo sie mit anderen Pflanzen nicht sonderlich konkurrieren muß. Der Same und das Kraut sind vorzügliches Futter für die Singvögel, und die ganze Pflanze wird frisch gerne von Schafen, Rindvieh, Pferden und Hühnern gefressen. Auch Krebse fressen die Pflanze auf ihren nächtlichen Landgängen. Die Vogelmiere ist ein guter Wetterprophet, denn bei heiterem Wetter richtet sie des Morgens ihre Blüten in die Höhe und breitet die Blätter aus. Ist aber die Luft trübe und bald Regen zu erwarten, dann hängen die Blätter, und die weißen Blüten bleiben geschlossen.
Ihre arzneiliche Wirkung ist nicht bedeutend, dennoch wurde sie gerne bei Schwindsucht und Hautausschlägen verwendet. Als Salat zubereitet ist sie sehr wohlschmeckend und wird von Kindern gerne gegessen. Ihr Geschmack gleicht dem junger Maiskolben. Jedoch soll sie anderen Salaten nicht beigegeben werden, da sie geschmacklich dominant im Vordergrund steht. Die Miere zusammen mit einem Apfel zu einem Saft gepreßt ergibt ein gutes und erfrischendes Getränk.
Achtung! Verwechseln können wir die Vogelmiere mit dem giftigen Acker-Gauchheil! Dieser hat jedoch orangerote oder blaue Blüten, bevorzugt besonnte Standorte und hat eine vollkommen andere Geschmacksvariante. Zu einem Fehlgriff kann es auch mit der "Weißen Miere" kommen. Die Pflanze ist nicht giftig, sie gibt aber wegen ihres unangenehmen Geschmacks genügend Anlaß zum Spucken. Alle weiteren Pflanzen, die ihr im Geschmack gleichen, sind mit ihr verwand und ungiftig. Die Miere steht uns das gesamte Jahr zur Verfügung, auch wenn das ihr empfindliches Aussehen nicht vermuten läßt.

Wegwarte (Cichorieum intybus)
Diese ausdauernde Pflanze kommt in vier Arten vor:
1. die wilde Zichorie, die eine astige, dünne, lange Wurzel hat,
2. die kultivierte Zichorie, diese hat eine lange fleischige Wurzel,
3. eine weißblühende Zichorie, die selten ist und
4.eine buntblättrige Zichorie, deren grüne Blätter viele rote Flecken haben.
Die kultivierte Zichorie wird heute noch zur Herstellung des Zichori-enkaffees angebaut. Dazu bleibt die Wurzel über den Winter im Boden stecken, bis der März wieder schöne Tage bringt. Dann gräbt man sie aus, reinigt und schneidet sie und läßt sie anschließend trocknen. Geröstet und noch warm gemahlen, gibt sie dann dem Kaffee unter-gemischt einen zarten Geschmack und eine schöne Farbe. Aber nicht nur im Kaffee findet sie ihre Verwendung. Ihre Wurzel und die Blätter besitzen auch stärkende und auflösende Eigenschaften und leisten, als Salat gegessen, bei Leberverstopfung, Gallenleiden und Bleichsucht sehr gute Dienste. Mit Zucker überzogen fand die Wurzel früher auch Verwendung gegen Würmer bei Kindern. Den Kühen zugefüttert erzeugt sie eine fette Milch, woraus eine sehr wohlschmeckende Butter gewonnen wird. Die gesamte Pflanze schmeckt sehr bitter und wird deshalb gerne von Menschen gegessen, deren Magen zu wenig Säure produziert.
Die wilde Zichorie ist der Kulturform in ihrer Wirkung überlegen. Augenfällig wird die Pflanze erst zur Blütezeit, wo wir sie meist am Wegrand finden. Häufig wird sie als Kornblume fehlgedeutet und im nicht blühenden Zustand mit dem Löwenzahn verwechselt.

Disteln
Meist werden sie nur als Unkraut verdammt, jedoch sind sie so nutzlos nicht, als man gewöhnlich anzunehmen glaubt. Medizinisch verwendet wird heute der Samen der Mariendistel (Carduus marianus), der bei toxischer Leberbelastung vorzügliche Dienste leistet. Die öligen Samen, früher auch Stechkörner genannt, wurden bei
Seitenstechen gebraucht.
Auch eine viel bescholtene Pflanze ist die Ackerkratzdistel (Crisium arvénse). In Gärten und auf Äckern siedelt sie sich schnell als Kulturfolger an. Die frisch hochgewachsene Pflanze, deren Pflanzenstiel wie Spargel gegessen werden kann, liefert ein vorzüg-liches Gemüse. Aber auch der durstige Wandersmann lernt die
saftige Pflanze schnell als erfrischenden Durstlöscher kennen. Die sie bewehrenden Dornen am Stiel lassen sich leicht mit einem Tuch abstreifen, wenn man zuvor die Blätter entfernte. Mit etwas Übung entsteht schnell eine Fingerfertigkeit, ohne sich beim Abschälen der Blätter zu stechen. Zum Verzehr eignet sich die Pflanze, solange der Pflanzenstiel bequem und ohne Faserbildung abzubrechen geht.
Kinder essen den Stiel der Kratzdistel sehr gerne.
Eine zu unrecht vergessene Pflanze ist auch die Eselsdistel, früher auch Krebsdistel genannt. Der Name stammt aus der Volksmedizin, weil der frisch gepreßte Saft gegen Karzinome innerlich und äußerlich angewendet wurde. Sammeln wollen wir die Eselsdistel nicht, dazu kommt sie bei uns zu selten vor. Wir können aber die Pflanze in unserem Garten kultivieren. Mit einer Höhe von bis zu 3 Metern und den großen silbernen Blättern wirkt die Krebsdistel im Garten sehr dekorativ.

Aus der Asche der Disteln wurde früher das feinste, weißeste Glas bereitet und der Samen lieferte früher den Malern ein sehr wichtiges Öl.

Garten-Schaumkraut (Cardamine hirsuta)
Ein vorzügliches Kräutlein, das von so manchem Kleingärtner mit viel Mühe über den Mülleimer entsorgt wird, damit sich die Pflanze nicht weiter aussäht. Dabei fände das Kraut in jedem Gourmet-Restaurant seine Liebhaber und würde einen hohen Preis erzielen. Die Pflanze schmeckt sehr angenehm nach Kresse, ohne deren Strenge zu besitzen. Bereits im zeitigen Frühjahr findet sich das Pflänzchen auf vegetati-onsarmen Stellen im Garten und in Obstplantagen. Schon ab Juni beginnt sie wieder zu welken und die reifen Fruchtschötchen springen auseinander, sobald wir sie berühren. Geerntet wird die Pflanze wie Feldsalat. Wir lassen aber immer ein paar Pflanzen stehen, um den Fortbestand zu sichern.

Schmalblättriger Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia)
Viele Leser haben die Rucola ihres Geschmacks wegen schon schätzen gelernt. Es gibt auch einen wildwachsenden Vertreter, mit hübschen gelb leuchtenden Blüten. Ab Juni finden wir die Pflanze in wärmeren Lagen auf sandig lockeren Böden. Die Mehrjährige Pflanze läßt sich an sonnigen Stellen auch im Garten kultivieren. Meist findet sich die Pflanze an trockenen Wegrändern. Eine starke Vermehrung konnte ich an einer stillgelegten Baustelle beobachten. Wahrscheinlich lieferte der Kalkeintrag in die Erde den entscheidenden Beitrag für das gute Wachstum. Vorzüglich eignet sich die wilde Rucola in Kombination mit einem Brennnesselsalat.

Knopfkraut (Galinsoga parviflora)
In vielen Büchern wird die Pflanze unter der Bezeichnung Franzosenkraut geführt. Im Zuge Europas möchte ich lieber die Bezeichnung Knopfkraut verwenden, der die Pflanze auch besser beschreibt. Der Name Franzosenkraut bezieht sich noch auf jene Zeit, als die Deutschen von Frankreich nichts Gutes erwarteten. Die Pflanze ist ein Neubürger aus Nordamerika und gelangte über Frankreich zu uns. Stellenweise kann sie Gemüseäcker komplett überwuchern.
Arzneilich wurde die Pflanze nicht charakterisiert. Nach meiner Erfahrung wirkt sie gelinde auf das Verdauungssystem. Die kleinen Blütenknöpfe schmecken wie Topinambur. Das Kraut ist mild und läßt sich mit einem Blattsalat gut kombinieren. Zum Auspressen eignet sich das Knopfkraut recht gut und gibt mit Apfelsaft zusammen ein wohlschmeckendes Getränk.
Augenfällig wird die Pflanze ab Juli und wächst bis zur ersten Frostperiode, auf die sie sehr empfindlich reagiert und abstirbt.

Brombeere (Rubus fruticosus)
Im Zuge der Pflanzenzucht wurden die Kulturpflanzen zunehmend ihrer Inhaltsstoffe beraubt. Bitterstoffe und Gerbstoffe wurden als wenig schmackhaft empfunden und weggezüchtet. Dabei sind beide Inhaltsstoffe zur Gesunderhaltung sehr wichtig. Die Brombeere besitzt Gerbstoffe. Gerbstoffe hinterlassen im Mund ein trockenes zusammenziehendes Gefühl. Sie stabilisieren das Gewebe in unserem Körper und haben eine zusammenziehende Eigenschaft auf das venöse System.
Venenprobleme kennt nur der Mensch, ob das an einem allgemeinen Gerbstoffmangel liegt? Pflanzenfressende Tiere lieben die gerbstoff-haltigen Pflanzen. In Gefangenschaft gehaltene Tiere nagen bei einem Gerbstoffmangel an Holz und notfalls auch an gerbstoff-haltigen Giftpflanzen, wie z.B. der Eibe mit tödlichen Folgen!
Gerbstoffhaltig ist auch die weiße Innenschicht der Bananenschale, weshalb wir diese abschaben und jenes mitessen. Frische Brombeer-blätter finden ihren Platz in jedem Salat. Als Tee sammeln wir die Blätter nur bei trockener Witterung. Wenn wir ein Brombeerblatt auf die Zunge legen, nicht zerkauen, schmecken wir nach kurzer Zeit, ob die Pflanze das gewünschte Aroma entfaltet. Auch die Brombeere entwickelt nicht jeden Tag ihr Aroma in gleicher Intensität. Übrigens benötigen wir für einen Brombeerlikör nicht unbedingt die Frucht. Auch die Brombeerblätter geben nach zwei bis drei Wochen dem Likör ein typisches Brombeeraroma.